Ziele von Substitutionstherapie

Bereits sehr früh kam der Gedanke auf, dass ein Drogenersatz bei einer Opiatsucht sinnvoll wäre, da man davon ausgehen musste, dass ein bestimmter Prozentsatz von Suchtkranken nie von den illegalen Drogen wegkommen würde. Ein weiterer Grund war die Ausbreitung von HIV-Infektionen durch die Wiederverwendung von gebrauchten Spritzen. Die Substitutionstherapie wurde also auch als präventive Maßnahme eingeführt. Die Betroffenen sind unter medizinischer Kontrolle und können von den Nadeln weggebracht werden.

»Harm reduction« (Leidensverminderung), Entkriminalisierung, Verminderung der Ansteckung mit HIV und Hepatitis B/C etc. ermöglichen es der bzw. dem Suchtkranken, eine soziale Basis zu schaffen. Durch die Eingliederung in den Berufsalltag und ein geregeltes Einkommen kann sich die bzw. der Substituierte nach und nach wieder integrieren.

Suchtkranke können sich meist mit der Zeit die hohen Kosten ihrer Sucht nicht mehr leisten. Die Folgen können Beschaffungskriminalität und Prostitution sein.

Die Reduktion bzw. der Verzicht auf intravenösen Drogenkonsum, der durch die Substitutionsbehandlung und die psychosoziale Begleitung erreicht wird, hilft:

  • Folgeerkrankungen (z.B. Hepatitis C oder HIV) zu vermindern bzw. zu verhindern
  • zu entkriminalisieren und die Beschaffungskriminalität zu vermindern
  • bei der finanziellen Stabilisierung
  • die Wohnversorgung zu sichern
  • beim Wiedereinstieg ins Berufsleben bzw. bei der Sicherung des Arbeitsplatzes
  • beim Ausstieg aus der Drogenszene
  • ungewollte Überdosierungen oder Schädigungen aufgrund von Beimengungen zu verhindern

Soziale Reintegration soll unter anderem bewirken, dass die Drogenszene ihre Funktion als erste Anlaufstelle und wichtigster sozialer Bezugsraum einbüßt. Der Ärztin bzw. dem Arzt als Vertrauensperson kommt auch dabei eine zentrale Bedeutung zu, da bereits die Substitution bewirkt, dass sich die Position der bzw. des Abhängigen in der Szene verändert.

Univ. Prof. Dr. Alfred Springer, em. Leiter vom Ludwig-Boltzmann-Institut für Suchtforschung am Anton-Proksch-Institut Wien