Entzugstherapie

Für eine Aufnahme in eine Entzugstherapie muss die bzw. der PatientIn über 16 Jahre alt sein, den Willen zum Entzug äußern und Motivation zeigen, eine Therapie zu machen. Wenn akute somatische (körperliche) Krankheiten vorliegen wird vorerst kein Entzug durchgeführt.

Ablauf einer Entzugstherapie

Der Entzug ist eine ärztliche Behandlung. Zu Beginn erfolgt eine Bestandsaufnahme: Was wurde eingenommen oder gespritzt? Wichtig ist auch eine psychiatrische Diagnose. Während der Entzugstherapie (3 bis max. 6 Wochen) wird ein rein körperlicher Entzug durchgeführt. Dazu wird den PatientInnen ein Mittel verabreicht (meist retardiertes Morphin, aber je nach Art der Abhängigkeit auch Benzodiazepine oder Neuroleptika) und stufenweise reduziert. Mit retardiertem Morphin sind die körperlichen Entzugserscheinungen relativ gering. Verspannungen, Schwitzen und Übelkeit können jedoch auftreten.

Oft wird ein Teilentzug durchgeführt, weil die meisten PatientInnen unter einer Mehrfachabhängigkeit ( =gleichzeitiger Konsum verschiedener Drogen) leiden. Ein Entzug von Benzodiazepinen wird zuerst durchgeführt, da er schwieriger ist als ein Opiatentzug. Zusätzlich können zur Stimmungsstabilisierung Antidepressiva oder Antiepileptika verabreicht werden. Der Entzug dauert länger, wenn eine psychische Störung vorliegt. Oft zeigen PatientInnen erst nach dem körperlichen Entzug die Symptome einer psychischen Störung, denn die Drogenabhängigkeit ist häufig nichts Anderes als eine Selbsttherapie.

Ist die Dosis auf Null gesetzt, wird ein paar Tage beobachtet, wie die bzw. der PatientIn ohne Drogen zurechtkommt. Begleitend zum körperlichen Entzug werden unterschiedliche Therapien (z.B. Akupunktur, Physiotherapie, Massagen, etc.) durchgeführt. Wichtig ist es, dass die PatientInnen beim Entzug Regeln einhalten und einen strukturierten Tagesablauf haben. Im Optimalfall erfolgt dann ein fließender Übergang in die Entwöhnungstherapie.

Abbruch, Rückfälle und Fortsetzung

Bricht die bzw. der PatientIn die Entzugstherapie ab, wird empfohlen, sich an eine Drogenberatungsstelle zu wenden. Dort wird diskutiert, ob sie bzw. er eine Abstinenz plant oder nicht.

Viele Drogenabhängige versuchen mehrfach einen Entzug zu machen, haben aber immer wieder Rückfälle. Dann ist eine Reflexion wichtig, warum es nicht geklappt und was den Rückfall ausgelöst hat. Für viele ist nach mehrfach missglückten Entzügen eine Substitutionstherapie die bessere Alternative. Ein Entzug kann im Anschluss an eine längere Substitution erfolgen.

Nach dem Entzug kommt die Entwöhnung

In der Entwöhnungstherapie werden die psychischen Faktoren der Sucht behandelt. Die Entscheidung darüber liegt jedoch bei den PatientInnen. Gruppen- und Einzeltherapiegespräche mit PsychotherapeutInnen, Sport, Arbeit und die Einbindung der Familie machen die Therapie aus. SozialarbeiterInnen können den Wiedereinstieg in ein geregeltes Leben mit Wohnung und Arbeitsplatz unterstützen.

Eine Entwöhnungstherapie dauert unterschiedlich lange, die PatientInnen werden aber auch außerhalb der Therapiestation durch SozialarbeiterInnen und Drogenberatungsstellen weiter betreut.