Biologische Grundlagen

Bedingungen für eine Suchterkrankung

Für das Zustandekommen einer Substanzabhängigkeit sind neben der Substanz selbst Eigenschaften der Persönlichkeit und soziale Faktoren verantwortlich. Diese Wechselbeziehung zwischen Substanz, Persönlichkeit und Umwelt wird häufig als „Suchtdreieck“ beschrieben. Jeder dieser Faktor besteht wiederum aus einem Gefüge an Bedingungen.

  • Substanz:
    Die Dauer und Häufigkeit des Konsums spielen eine Rolle.
  • Persönlichkeit:
    Zu Persönlichkeitsmerkmalen, die eine Substanzabhängigkeit begünstigen, zählen beispielsweise eine erhöhte Impulsivität, das starke Bedürfnis nach Spannungsreduktion oder ein ständiges Gefühl der Unzulänglichkeit.
  • Soziale Faktoren:
    Beispielsweise könnte eine besonders belastende Lebenssituationen vorhanden sein. Durch die Aufschlüsselung dieser sozialen Faktoren muss die Abhängigkeitserkrankung einzelner Menschen sehr differenziert betrachtet werden.

So funktioniert das Belohnungssystem des Körpers

Substanzen, die zu Missbrauch und Abhängigkeit führen, greifen auf unterschiedlichen Ebenen in körperliche Vorgänge und in das Sozialverhalten des betroffenen Menschen ein. Sie übernehmen das Belohnungssystem und schalten es auf Maximum. Zuerst erzeugt dieser Prozess ein gutes Gefühl, aber es führt auch dazu, dass man auf alle anderen Belohnungen nicht mehr anspricht. Der „Suchtstoff“ ist das einzige, das einen noch antreibt. Subjektiv wird der Einfluss des Suchtmittels stärker als jeder natürliche Reiz belebend, stimulierend, anregend oder euphorisierend wahrgenommen. Wird die Substanz über die Lunge oder gespritzt aufgenommen, steigt außerdem das Ausmaß der Euphorie (die Anflutungsgeschwindigkeit des Gehirns ist höher als bei anderen Aufnahmeformen).

Eine neuerliche Substanzzufuhr verstärkt das Belohnungssystem; natürliche Reize verlieren zunehmend an Bedeutung. Es werden immer stärkere Reize benötigt, um das Belohnungssystem in Fahrt zu bringen.

Ein Teufelskreis entsteht:
Intoxikation (= Vergiftung des Körpers durch Einnahme der Substanz) -> Substanzverlangen -> unkontrollierter Substanzkonsum -> Entzugserscheinungen -> neuerliche Intoxikation.

Während einer Drogentherapie muss dem Belohnungssystem über lange Zeit beigebracht werden, wieder auf leichtere, alltägliche Reize zu reagieren. Einem substanzabhängigen Menschen fällt es sehr schwer, sich über alltägliche Dinge zu freuen, weil das Belohnungssystem „abgestumpft“ ist.

Abhängigkeit, Belohnung und Kontrolle

Das Suchtverhalten wird vom Zusammenspiel zwischen Triebverhalten (dafür ist das limbische System zuständig) und Handlungsplanung (findet im Großhirn statt) beeinflusst. Dieses Zusammenspiel reguliert in wie fern man seine Handlungen mit emotionalen Bedürfnissen und realen Erfordernissen in Einklang bringt. Bei Abhängigkeitserkrankungen gerät diese wichtige Kontrollfunktion aus dem Gleichgewicht.

Die Bedeutung des Suchtmittels und der Drang zur Beschaffung sind gesteigert. Sind die Entzugserscheinungen besonders stark, setzen sich Betroffene aufgrund der verringerten Kontrollfunktion über soziale Erfordernisse hinweg (-> Beschaffungskriminalität). Sowohl angenehme als auch unangenehme Ereignisse können das Substanzverlangen verstärken.